astronomische Koordinaten

astronomische Koordinaten
astronomische Koordinaten,
 
Zahlenpaar zur Festlegung des astronomischen Ortes eines Gestirns an der Himmelskugel, vergleichbar den Längen- und Breitengraden auf der Erde. Jedes Netz astronomischer Koordinaten (astronomisches Koordinatensystem) wird definiert durch einen Grundkreis um den Ursprung (etwa den Beobachter oder den Erdmittelpunkt), einen Ausgangspunkt auf diesem Grundkreis und den Richtungssinn, in dem diese Koordinate (das Gegenstück zur geographischen Länge) gezählt wird. In dem auf der Grundebene senkrecht stehenden Kreis durch das Objekt wird der Abstand vom Grundkreis in Richtung auf einen der beiden Pole gemessen (Gegenstück zur geographischen Breite), in Nordrichtung positiv, in Südrichtung negativ.
 
Es gibt verschiedene astronomische Koordinatensysteme:
 
1) Azimut-System oder Horizont-System (beziehungsweise Horizontal-)System (»natürliches« System der Beobachtung) mit dem Beobachter im Zentrum, seinem Horizont als Grundkreis, dem Azimutwinkel als erster und der Höhe über dem Horizont als zweiter Koordinate; der Azimutwinkel A wird von Süden über Westen, Norden und Osten (von 0º bis 360º), die Höhe h vom Horizont zum Zenit oder - als Zenitdistanz z - vom Zenit zum Horizont (von 0º bis 90º) gezählt;
 
2) festes Äquatorsystem (beziehungsweise Äquatorialsystem) oder Stundenwinkelsystem (für die Beobachtung am Fernrohr) mit dem Erdmittelpunkt im Zentrum, dem Himmelsäquator als Grundkreis, dem Stundenwinkel als erster und der Deklination als zweiter Koordinate; der Stundenwinkel τ eines Gestirns wird längs des Himmelsäquators vom Schnittpunkt Himmelsäquator/Meridian in westlicher Richtung (von 0 bis 24 Stunden, 1 Std. ≙ 15º), die Deklination δ vom Himmelsäquator in Richtung der Himmelspole (von 0º bis +90º oder —90º) gezählt;
 
3) bewegliches Äquatorsystem (beziehungsweise Äquatorialsystem) oder Rektaszensionssystem (für Sternkarten und Kataloge); den Grundkreis bildet wieder der Himmelsäquator, doch wird die Rektaszension α in östliche Richtung vom Frühlingspunkt (Äquinoktium) aus gezählt (von 0 bis 24 Stunden); die Deklinationszählung erfolgt wie unter 2);
 
4) Ekliptikalsystem (zur Positionsbestimmung von Körpern des Sonnensystems) mit der Ekliptik als Grundkreis, auf dem die ekliptikale Länge λ in östliche Richtung vom Frühlingspunkt aus gezählt wird und von dem aus die ekliptikale Breite β in Richtung zu einem der beiden Ekliptikpole gemessen wird; das Ekliptikalsystem ist gegenüber dem beweglichen Äquatorialsystem um etwa 23,5º (Schiefe der Ekliptik) geneigt;
 
5) galaktisches System (zur Untersuchung der räumlichen Verteilung der Himmelskörper im Milchstraßensystem) mit der Milchstraßenebene als Grundkreis, auf dem die galaktische Länge l von der Richtung zum galaktischen Zentrum aus in östliche Richtung und von dem aus die galaktische Breite b in Richtung auf einen der beiden galaktischen Pole gemessen wird; die Milchstraßenebene ist gegen den Himmelsäquator um etwa 62,6º geneigt.

Universal-Lexikon. 2012.

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